Camelot

Mit Starbesetzung buhlt das TV-Historiendrama CAMELOT um die Gunst der Zuschauer. Als bartloser Teenie-König ist Arthur jedoch alles andere als legendär.

Genre: DRAMA, ABENTEUER, HISTORIENFILM, SERIE
Originaltitel: CAMELOT
Produktion: GB 2011
Laufzeit: 500 MIN.
Darsteller: JAMIE CAMPBELL BOWER, JOSEPH FIENNES, EVA GREEN
Regie: MIKAEL SALOMON, CIARAN DONNELLY

FSK: AB 16

Anbieter: UNIVERSUM

Kaufen: 3 DISCS, DVD UND BLU-RAY

 

Eine beneidenswerte Starbesetzung und der beste Serienstart in der Sendergeschichte - dennoch will sich der US-Pay-TV-Sender Starz, der CAMELOT in Auftrag gegeben hat, nicht an eine zweite Staffel des Historiendramas wagen. Was zunächst verblüfft, entpuppt sich beim genaueren Hinsehen als weise Entscheidung. Zu groß die Konkurrenz anderer Serienerfolge, wie zum Beispiel der Fantasy-Saga GAME OF THRONES, die ums gleiche Publikum buhlen; zu viele unschöne Ungereimtheiten, von denen die Zuschauer nach zehn Episoden zurecht die Nase voll hatten.

Zum Herrschen geboren
Der Plot ist schnell erzählt. Arthur (Jamie Campbell Bower) wächst, ohne seine adelige Abstammung zu kennen, als Sohn eines niederen Vasallen auf. Als sein leiblicher Vater König Uther von seiner eigenen Tochter (Eva Green) vergiftet wird, tritt Merlin (Joseph Fiennes) auf den Plan. Er eröffnet dem jungen Arthur seine Bestimmung: König Großbritanniens zu werden, und zwar der größte aller Zeiten. Doch Arthur lernt schnell, dass es alles andere als einfach für ihn werden wird, diese Prophezeiung zu erfüllen. Nicht zuletzt dank seiner ehrgeizigen Halbschwester Morgan, die ihm den Thron mit Hilfe dunkler Magie streitig machen will.

Arthur, Jungspund
Jamie Campbell Bower, der den jungen Arthur spielt, bildet mit seiner Interpretation des Heldenkönigs einen fast schon schmerzhaften Kontrast zu klassischen Rollen-Vorbildern wie dem von Sean Connery. CAMELOTS Arthur ist ein Teenie, mit großem Herzen und noch größerem Mundwerk. Abnehmen tut man ihm lediglich sein ständiges Gefühl der Überforderung und seine Überraschung angesichts der Entwicklungen, die ihn zu überrollen drohen.

Zwischen Weisheit und Wahnsinn
Zum Glück hat er Drahtzieher Merlin zur Seite, der ihm im entscheidenden Moment immer einen Schubs in die richtige Richtung gibt - oder es zumindest versucht. Dabei bleibt lange unklar, welche Motivation den Magier antreibt. Joseph Fiennes (SHAKESPEAR IN LOVE, LUTHER) sorgt mit seinem Charakter, der durchaus unterhaltsam zwischen Wahnsinn und Weisheit changiert, immerhin streckenweise für die dringend notwendige Spannung, die die Story ansonsten oft vermissen lässt. So wie Arthur von den Serienschöpfern als bewusster Gegenentwurf zur klassischen Darstellung des weisen Königs angelegt worden zu sein scheint, widerspricht auch Merlin äußerlich jedem Klischee: Statt Rauschebart trägt er Glatze zum rasierten Kinn.

Böses Bond-Girl
Zweiter Anker, der der Serie ein Minimum an Tiefgang verleiht, ist Ex-Bond-Girl Eva Green (CASINO ROYAL). Den bösen Blick und die anmutigen Bewegungen eines Raubtiers in Frauengestalt beherrscht sie in ihrer Rolle als Hexe Morgan perfekt. Außerdem darf sie in so gut wie jeder Episode ihren wohlgeformten Körper zur Schau stellen. An Sexszenen herrscht in CAMELOT kein Mangel, auch wenn diese ruhig etwas organischer in die Story hätten integriert sein dürfen.

Hübsch herausgeputzt
Ausstattung und Kostüme erinnern eher an nachmittägliche TV-Serien wie XENA als an eine ambitionierte Prime-Time-Produktion. Authentische Atmosphäre, die den Zuschauer zurück ins sagenumwobene Mittelalter Großbritanniens versetzt, sucht man in CAMELOT vergebens. Zu hübsch herausgeputzt sind die Hauptdarstellerinnen, zu bunt und zusammengewürfelt die Requisiten. Hinzu kommt, dass Arthurs Königreich wie entvölkert wirkt. An Statisten wurde offensichtlich gespart, was dazu führt, dass die wenigen Schlachtszenen jeglicher Epik entbehren.

Entzauberter Mythos
Die vorliegende DVD-Fassung der Serie entspricht der Qualität der Story: solides Mittelmaß ohne besondere Reize. Bild- und Tonqualität sind in Ordnung, setzen allerdings auch keine Glanzlichter. Mit Trailer, B-Roll und Interviews ist die Ausstattung alles andere als üppig. Was  in Summe betrachtet aber kein großer Schaden ist: Nach zehn Folgen und 500 Minuten gepflegter Langeweile besteht kein Bedürfnis, noch tiefer in die entzauberte Welt von CAMELOT einzutauchen.

 

FAZIT: Vorsicht, Einschlafgefahr! Serien-Junkies können zwar durchaus einen Blick riskieren, sollten aber nicht zu viel erwarten.

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